Frederick Matthias Alexander und die Entwicklung seiner Technik

Frederick Matthias Alexander wurde 1869 in Tasmanien / Australien geboren.

Er verbrachte seine Kindheit auf dem Lande und zog im Alter von sechzehn Jahren in die Stadt Mont Bischoff. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit Gelegenheitsarbeiten, während er sich abends seiner Leidenschaft widmete: der Schauspielerei. Er nahm Schauspiel- und Musikunterricht und betreute bald eine eigene Amateurkompanie.

Im Laufe der Zeit spezialisierte er sich auf die Rezitation und den dramatischen Vortrag von Shakespeare-Texten.

Im Alter von zwanzig Jahren stellt sich bei ihm während seiner Vortragsabende immer häufiger eine Heiserkeit ein, die ihn schließlich eine Vorstellung abbrechen ließ.

Da die Ärzte, die er konsultierte, keinen medizinischen Befund feststellen konnten, der die Ursache dieser Heiserkeit erklärte, beschloss Alexander, diese Ursache selbst zu erforschen und – wenn möglich – zu beseitigen.
Dabei ging er davon aus, dass in der Art und Weise seines Stimm-Gebrauchs der Grund für sein Problem zu suchen war.

Alexander begann, sich selbst beim Rezitieren in Spiegeln zu beobachten. Er sah, dass er immer, wenn er zum Sprechen ansetzte, den Kopf gewohnheitsmäßigin den Nacken zog. Damit übte er einen Druck auf den Kehlkopf aus, der dazu führte, dass sein Stimmapparat nicht richtig funktionierte.

Diese übermäßige Anspannung der Nackenmuskulatur führte darüber hinaus zu einer Verkürzung seiner gesamten Gestalt, einhergehend mit einer Starrheit des Brustkorbs, Verkrümmung der Wirbelsäule, Einengung des Bauchraums etc.

Diese Erkenntnisse führten jedoch bei Alexander nicht unmittelbar dazu, diese Gewohnheit des Kopf-in-den-Nacken-Ziehens abzulegen. Er musste erkennen, dass er sich unbewusst immer wieder in der ihm vertrauten Weise verhielt, und zwar nicht nur beim Rezitieren oder Sprechen, sondern als gewohnheitsmäßige Reaktionen auf verschiedene Reize. Darüber hinaus stellte er fest, dass dieses Kopf-in-den-Nacken-Ziehen keine individuelle, sondern augenscheinlich weit verbreitete Angewohnheit war. Mit anderen Worten: Die Qualität des Verhältnisses von Kopf, Hals und Rücken, das die Qualität des allgemeinen Selbstgebrauchs primär bestimmt, war bei seinen Zeitgenossen nicht wesentlich besser als bei ihm selbst.

Alexander fand heraus, dass es nur eine Möglichkeit gab, seine unbewussten, mit schlechtem Eigengebrauch verbundenen Gewohnheiten zu ändern: Er musste der Versuchung einer direkten Reaktion auf Reize widerstehen und dafür mit der sich selbst gegebenen Anweisung, den Hals nicht in den Nacken zu ziehen, reagieren. Im Verlauf der folgenden Handlung musste er sich diese Anweisung weiterhin neben den für ein erfolgreiches Handeln erforderlichen Anweisungen erteilen.

Das Hemmen der gewohnheitsmäßigen Reaktion nannte er «Inhibition», die folgenden Anweisungen «Directions».

Nachdem Alexander diese Methode des bewussten Gebrauch des Selbst erfolgreich praktiziert hatte, verschwanden seine Stimmprobleme. Um die Jahrhundertwende war er erfolgreich nicht nur als Rezitator, sondern inzwischen auch als Lehrer der von ihm in jahrelanger Selbstbeobachtung und Reflexion entwickelten Technik: Sein Klientel bestand allerdings nicht mehr nur aus Schauspielern, Musikern, Tänzern etc., sondern in immer höherem Maße aus Menschen, die erkannten, dass sich ihre gesundheitlichen Probleme durch eine Verbesserung ihres Eigengebrauchs lindern oder gar beseitigen ließen.

Verschiedene Umstände führten F. M. Alexander 1914 nach Europa: Er arbeitete in London, wo er innerhalb kürzester Zeit einen festen Schülerstamm hatte.

Im Jahre 1910 erschien sein erstes Buch: Man's Supreme Inheritance, in dem er die Prinzipien seiner Arbeit beschrieb.

Ebenso wie in England gewann F. M. Alexander in den USA, die er 1914 besuchte, schnell Schüler und Befürworter seiner Arbeit. Inzwischen zählten prominente Zeitgenossen wie George Bernhard Shaw, Prof. John Dewey oder Aldous Huxley zu seinen Schülern.

In den folgenden zehn Jahren arbeitete Alexander etwa zu gleichen Teilen in den USA und in London.

1923 erschien sein zweites Buch: »Constructive Conscious Control Of The Individual«.

Im Jahre 1927 gründete er mit der Montessorie-Pädagogin Irene Tasker die »Little School«, in der den Kindern neben den normalen Schulfächern auch Unterricht in der von ihm entwickelten, inzwischen als »Alexander-Technik« bekannten Methode erteilt wurde.

Schließlich begann Alexander, nachdem er schon seit längerem von seinen Schüler darum gebeten worden war, damit, andere Menschen darin auszubilden, seine Technik zu unterrichten. Die erste Klasse für zukünftige F.M. Alexander-Technik-Lehrer wurde 1930 ins Leben gerufen.

Die Entwicklung seiner Technik von der Selbstbeobachtung bis zu Selbstveränderung beschrieb Alexander in seinem dritten, 1932 veröffentlichen Buch: »The Use Of The Self«.

Sein viertes, 1941 veröffentlichtes Buch: »The Universal Constant In Living« enthält verschiedene Abhandlungen und Aufsätze zu seiner Methode.

F.M. Alexander unterrichtete bis zu seinem Tod im Jahr 1955.

Inzwischen gibt es weltweit mehrere Tausend Lehrer/innen der F.M. Alexander-Technik, allein in Deutschland üben inzwischen ca. 300 Menschen diesen Beruf aus.